Die Vincent Black Shadow ist ein britisches Motorrad, das in den Vincent-Werken in Great North Road, Stevenage, Hertfordshire, Großbritannien, entwickelt und gebaut wurde. Philip Vincent, Gründer der Vincent-HRD Company, wollte ein Motorrad schaffen, das Geschwindigkeit, Stil und Ingenieurskunst perfekt vereint. Zusammen mit Chefingenieur Phil Irving entwickelte er die Black Shadow als Weiterentwicklung der erfolgreichen Vincent Rapide. Ausgestattet mit einem 998-ccm-V2-Motor mit 55 PS, war die Black Shadow eine der schnellsten Serienmaschinen ihrer Zeit. Bereits im Februar 1948 wurde der markante Vincent Black Shadow mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 Kilometern pro Stunde als "das schnellste Serienmotorrad der Welt" beworben. Die Vincent Black Shadow wurde bis 1955 in drei verschiedenen Serien gebaut, danach stellte das Unternehmen die gesamte Motorradproduktion ein
Der Black Shadow wurde 1948 auf der Motorcycle Show in London offiziell vorgestellt. Als es 1949 von der angesehenen Fachzeitschrift Motor Cycle getestet wurde, kamen sie zu dem Schluss: "Es ist eine Maschine für Kenner: eine mit einer Geschwindigkeit und Beschleunigung, die weit über jedem anderen Standard-Motorrad liegt; und mit einzigartigen und genialen Eigenschaften, die es zu einem der herausragenden Designs aller Zeiten machen. Wenn es um die Anforderungen an Motorleistung, Handling und Bremsen geht – die Hauptmerkmale, die ein ansonsten hervorragendes Lager ausmachen oder beeinträchtigen können – muss das mächtige Black Shadow mit 99 von 100 Punkten bewertet werden: 99, denn nichts, so heißt es, ist perfekt.
Die Black Shadow war nicht nur schnell, sondern auch technisch wegweisend. Ihr Motor war eine Version des luftgekühlten Viertakt-50°-V-Twin-Motors, der auch den Vincent Rapide antreibt. Bohrung und Hub des unterquadratischen Twins betragen 84 mm bzw. 90 mm, was einen Hubraum von 998 cm³ ergibt. Der Motorblock diente gleichzeitig als tragendes Element des Rahmens – ein damals revolutionäres Konzept, das Gewicht sparte und die Steifigkeit erhöhte.
Während andere zeitgenössische Motorräder eher poliert und verchromt waren, sollte der Black Shadow-Motor selbst schwarz sein. Die charakteristische Farbe des Motors wurde durch das Auftragen einer "pyluminisierenden" Beschichtung aus chromatierter Korrosionsschutzgrundierung erreicht, über die eine Schicht schwarzer Emaille aufgetragen wurde. Das Teil wurde dann 2 Stunden lang bei 93,3 °C in einem Ofen gebacken. Obwohl einige behauptet haben, dass die schwarze Oberfläche die Wärmeabfuhr des Motors erhöhte, scheint der größte wirkliche Vorteil seine optische Wirkung gewesen zu sein.
Besonders innovativ war das „Girdraulic“-Vorderradaufhängungssystem, das eine Weiterentwicklung der herkömmlichen Telegabel war. Es kombinierte die Vorteile einer hydraulischen Dämpfung mit einer robusten Konstruktion, die Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten bot. Die hintere Schwinge war ebenfalls einzigartig, mit einer federnd aufgehängten Hinterradaufhängung, die Komfort und Kontrolle selbst auf rauem Terrain garantierte.
Die Black Shadow wurde nicht nur für ihre Leistung, sondern auch für ihre Präzision gefeiert. Jeder Motor wurde von Hand gefertigt und getestet, was eine außergewöhnliche Verarbeitungsqualität garantierte. Der Tachometer, prominent auf dem Tank montiert, reichte bis 240 km/h – ein Beweis für das Selbstbewusstsein der Entwickler.
Mit einer Produktionszahl von 1774 Exemplaren ist die Vincent Black Shadow heute ein begehrtes und teures Oldtimer-Motorrad. Ein unrestaurierte Exemplar im Originalzustand erzielte bei einer Auktion 2018 in Las Vegas rund 1 Million Dollar.